Jahresausflug nach Appenzell am Mittwoch, 14. Juni 2017

Am Mittwoch, 14. Juni haben sich die 32 Teilnehmer des diesjährigen Jahresausflugs bei wunderschönem Wetter und guter Stimmung auf dem Carparkplatz Sihlquai getroffen. Unser Chauffeur, Herr Thomas Kopf, konnte pünktlich um 8:30 Uhr mit uns in Richtung Ostschweiz losfahren.

Nach einer kurzen Fahrt zum Aussichtsrestaurant Nollen in Hosenruck konnten wir dort unseren Kaffeehalt geniessen. Leider wurde uns der Blick auf den Säntis durch Nebel versperrt, was aber der sonstigen Aussicht von der gemütlichen Terrasse des Restaurants aus keinen Abbruch getan hat. Danach ging es weiter in Richtung Appenzell. Das Mittagessen bekamen wir im Restaurant Eischen in Appenzell. Zur Auswahl standen Rahmschnitzel mit Teigwaren oder Appenzeller Chäsrahmspätzli.

Am Nachmittag besuchten wir das Kloster Maria der Engel in Appenzell, wo wir von Herrn Raschle, dem Präsidenten des Freundeskreises des Frauenklosters Maria der Engel herzlich begrüsst wurden. Er hat uns im Kloster herumgeführt und uns viel über seine interessante Geschichte erzählt.

Die Grundlage des Klosters Maria der Engel wurde schon im Jahr 1308 gelegt. Damals wurde von einigen Frauen eine kleine Klause in der Nähe der Dorfkirche gegründet. Im März 1560 kam es in Appenzell zu einem verheerenden Dorfbrand, bei dem der ganze Dorfkern niedergebrannt ist. Von der Kirche hatten nur der Turm und der Chor diese Katastrophe überlebt. Auch die Klause der Frauengemeinschaft ist dabei komplett zerstört worden. Die Schwestern wurden von der Regierung ins nahe „Siechenhaus“, dem damaligen Spital des Ortes, umgesiedelt. Gut 20 Jahre später wurde ihnen dann eine neue, einfache Klause zugesprochen. Der Boden, auf der die Klause stand, wurde aber von der Regierung bald wieder benötigt und so wurde den Schwestern das Schloss im Zentrum von Appenzell, in dem das Kloster von da an untergebracht war, zugewiesen. Das Schloss war von Anton Löw, einem ehemaligen Söldner, gebaut worden. Löw hatte aufgrund seines grossen Reichtums viele Neider, wurde verleumdet und schliesslich verurteilt und hingerichtet. Sein Vermögen wurde von der Regierung eingezogen und das Schloss schliesslich zum neuen Wohnsitz der Schwesternschaft. Der ehemalige Rittersaal wurde zum Schlafsaal umfunktioniert. Aufgrund der schlechten hygienischen Verhältnisse und der immer schneller wachsenden Gemeinschaft der Schwestern entstanden ihnen diverse Probleme. Dies ging so weit, dass viele der neu eingetretenen Frauen nicht viel älter als 20 Jahre alt wurden. Etwa um 1620 hat die damalige Mutter Oberin die Initiative ergriffen und zur Vergrösserung der Anlage den Bau einer Kirche in die Wege geleitet. Über die Jahre hat das Kloster immer grössere Reichttümer in seinen Besitz gebracht. Dazu gehörten neben Wäldern und landwirtschaftlichen Betrieben auch Bauland wodurch eine Vergrösserung leicht auszuführen war. Dabei wurde auch ein direkter Verbindungsgang zwischen Kloster und Kirche gebaut. Im Jahr 1684 wurde das Kloster Maria der Engel, so wie es jetzt noch zu besichtigen ist, eingeweiht und bis ins Jahr 2008 als Kloster genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Anzahl der Schwestern im Kloster stetig ab, weshalb im Jahr 2008 nur noch 5 Schwestern das Kloster bewohnten. Diese haben seine Aufhebung beantragt, der stattgegeben worden ist. Es wurde daraufhin eine Stiftung gegründet deren Zweck es ist, das Kloster so zu erhalten, dass es wieder von einer Schwesternschaft bezogen werden könnte.

Bis ins Jahr 1888 war das Kloster Maria der Engel ein offenes Kloster, die Nonnen haben sich frei in der Gemeinde bewegt und sich sozial engagiert. Im Jahr 1888 wurde es zu einem geschlossenen Kloster nach den strengen Regeln der Kapuzinerinnen umgewandelt. Neben den Schwestern gab es nur noch 3 Personenkreise, die die Klausur betreten durften: der Arzt, der Priester und Handwerker.

Dies hat einige Umbauarbeiten mit sich gebracht, um zu gewährleisten, dass der Klosteralltag weiterhin reibungslos ablaufen konnte ohne dass die Schwestern die Klausur verlassen mussten. So wurden z.B. die Empore, zu der es einen direkten Zugang vom Kloster aus gibt, vergittert und zwei Besucherzimmer für Gäste von Aussen geschaffen. Danach wurden ausser kleiner Modernisierungsarbeiten wie Verlegung von Strom- und Wasserleitungen sowie der Installation einer schlichten Heizanlage im 20. Jahrhundert keine Veränderungen am oder im Gebäude mehr vorgenommen. Die Leitungen aber nicht schön in die Gebäudestruktur integriert sondern einfach und praktisch an die Decke gehängt, wo sie sich auch heute noch befinden.

Die Schwestern haben sich neben ihren klösterlichen Pflichten vor allem mit Handarbeiten beschäftigt. Beispiele ihrer Stick- und Klöppelarbeiten sind neben weiteren Zeitzeugnissen in einem Raum im Erdgeschoss ausgestellt und können von den Besuchern besichtigt werden. Neben diesen Handarbeiten haben die Schwestern auch die Wäsche für das nahe gelegene Kapuzinerkloster sowie für die Internatsschule gewaschen. Ende des 17. Jahrhunderts hat eine junge Schwester begonnen, die Kinder des Dorfes zu unterrichten. Nachdem ihr dies von der Landsgemeinde verboten worden ist, erhielt das Kloster gut 100 Jahre später den offiziellen Auftrag, sich um die Mädchenbildung zu kümmern. Zu diesem Zweck bauten die Schwestern eigens Schulgebäude, die sowohl von ihrer Klausur aus als auch vom Dorf her betreten werden konnten.

Die kleinen, einfach gehaltenen Zellen des Klosters können momentan von Reisenden gemietet werden. Dieses Angebot wird vorwiegend von Jakobspilgern gern in Anspruch genommen.

Nach der interessanten und informativen Führung hatten wir alle Zeit, das hübsche Dörfchen Appenzell für gut zwei Stunden auf eigene Faust zu erkunden. Um etwas vor 18 Uhr trafen sich alle Teilnehmer mit ihren Errungenschaften auf dem Carparkplatz von Appenzell wieder und traten die Heimreise an. Nach einer reibungslosen Rückfahrt verabschiedeten sich alle um kurz nach 19 Uhr in Zürich voneinander.