Adventsfeier in Greifensee

„Das Volk, das im Dunkeln wandelt, sieht ein helles Licht“. Dieser Jesajavers kam mir in den Sinn, als die Zürcher Sakristaninnen und Sakristane Ende November mitten im Städtchen Greifensee bei ziemlicher Dunkelheit und leichtem Nieselregen beinahe am Pfarreizentrum vorbeigelaufen wären, hätte nicht eine grosse Kerze im Glas den Vorplatz erleuchtet. Eine freundliche Gestalt, die Sakristanin / Hauswartin Monika Streuli, hiess die nahezu dreissig Ankommenden mit offenen Armen willkommen und geleitete sie in den historischen Riegel- und Backsteinbau der „Limi“, einer ehemaligen Fabrikanlage, nun das Pfarreizentrum der Katholiken Greifensees, ge-weiht dem Heiligen Papst Johannes XXIII.
Im hellen, geräumigen Kirchenraum im ersten Stock beginnt die Adventsfeier mit Lied, Gebet und Lesung. Präses Bosco Fässler wählt als Evangelientext Lukas 3, wo die Leute Johannes fragten, ob er der erwartete Messias sei. In der Predigt erwähnt Bosco die zahlreich ins Haus flatternden Weihnachtsprospekte mit Titeln wie „Wünsche werden wahr“. Seine eindringliche Frage: „Welche Wünsche? Was wünschen wir uns wirklich?“ macht nachdenklich. „Gesundheit, Kraft, Heilung, Freundschaft, Frieden, Stille sind nicht zu kaufen“, fährt er fort. „Der Adressat hierfür ist allein Gott. Doch er agiert anders, als wir denken. Auch bei Gott bleiben Wünsche oft unerfüllt oder werden ganz anders erfüllt als wir dachten. An Weihnachten kommt Gott zu uns – anders als wir denken. Selbst Johannes hat Jesus anders erwartet. Öffnen wir uns ihm, wie er ist. Gott kommt – auch in unser Leben.“
Auch in unser Leben – in die versammelte Kirche hier, ausgedrückt nicht zuletzt in der Sitzordnung im offenen Viereck zum Altar. Kunstschreiner Primo Lorenzi hatte Altar, Ambo, Stühle schlicht aus einheimischen Hölzern geschaffen. Der Tabernakel allein ist eine kunstvolle Blockintarsie mit Hölzern aus aller Welt, ein starkes Symbol.
Gott kommt in unser Leben – immer wieder während der Feier wandert der Blick zum in vielen Gelbtönen leuchtenden Kreuz hinter dem Altar. Doch unübersehbar sind auch die violetten Flecken darin. Das Zeichen der Hoffnung auch im Dunkeln, in Krankheit und Nöten. Im Gebet für den schwer kranken Beat, alle andern Sorgenbeladenen und für die Verstorbenen sind wir vereint.
Berührend ist die Schlussgeschichte der alten, gebrechlichen Frau mit der selbstgestrickten, sehr losen Decke an der Krippe, die durch diese Liebe mehr wärmte als mancher dicke Mantel. Was steht im Kirchenraum an der oberen Seitenwand? Das Pauluswort „Ihr seid zur Freiheit berufen, nützt sie zum Dienst und zur Liebe untereinander“. Auftrag damals und heute!
Nach dem Gottesdienst setzt man sich unten im Pfarreisaal dankbar an die liebevoll geschmückten Tische, geniesst die nahrhaft Suppen, liebevolle Zuwendung und herzlichen Gedankenaustausch. Der Gemeindeleiter Gregor Sodies freut sich über die Gäste und erzählt von seiner sehr jungen und lebendigen Gemeinde von knapp 2500 Menschen, die er mit seiner Gattin und mit dem Priester von Volketswil leitet. Jahrzehnte zuvor waren die wenigen zugezogenen Katholiken von Uster aus betreut worden. Als in den 1970er Jahren immer mehr gebaut wurde, vergrösserte sich auch die Anzahl der katholischen Einwohner. Der wachsenden Glaubensgemeinschaft konnte die Pfarrei Uster zusätzlich weder Betreuung noch Geld zur Verfügung stellen. So organisierten sie selbst das Glaubensleben mit Katechese und Gottesdiensten. 1974 wurde Greifensee ein Pfarreirektorat mit einer Seelsorgeteilstelle, und 1985 entstand aus der „Limi“ nach Plänen des Architekten Germann die Pfarrkirche mit Pfarreizentrum St. Johannes XXIII. von Greifensee-Nänikon-Werrikon.
Präsident Moritz Huonder dankt der Pfarrei für die Gasfreund-schaft, Präses Bosco für den besinnlichen Gottesdienst, Organist Ruedi Breitschmid für seine Musik, dem fleissigen Verpflegungsteam für die kulinarische Betreuung und allen Beteiligten für die Mitwirkung am Anlass. Nach kurzer Vorschau auf 2016 wünscht er allen eine frohe und lichtvolle Advents- und Weihnachtszeit.

Margret Gehrig.